...unter diesem Titel stand der zweite Abend der Festivalwoche. Die Gäste und auch wir waren gespannt, wie es der Referent Dr. Justus H. Ulbricht wohl schaffen würde, den Bogen vom Kriegsende zur aktuellen Thematik der zunehmenden Flüchtlingsströme zu spannen und ob eine Antwort auf die Frage "Was ist Heimat?" gegeben würde.
An den Anfang
seines Vortrages stellte der Historiker und Germanist zwei literarische
Zeugnisse: Das „Marschlied 1945“ von Erich Kästner und Max Herrmann-Neißes
Gedicht „Heimatlos“. Ausgehend von der These „Zukunft braucht Herkunft“
erklärte Ulbricht, dass der Begriff der Heimat als zentrales Element
und Hilfsmittel zur Brückenbildung zwischen den Jahren 1945 und 2015 dient.
Vom exklusiven Heimatverständnis vieler Sachsen, wobei die brüchige Historie
des Freistaates oft verdrängt werde, baute er eine Brücke zur Gegenwart - denn
ein großer Teil der heute in Sachsen Lebenden, hat persönliche
Flüchtlingsgeschichten.
In der SBZ
werden Flüchtlinge und Vertriebene ab 1946 offiziell als „Umsiedler“ bezeichnet
- ein klarer Widerspruch zur misslungenen Integration. Im westlichen
Deutschland entstehen Landsmannschaften als Plattform für kulturellen
Austausch, deren politische Orientierung jedoch teilweise sehr fragwürdig ist.
Für manche ist dabei Heimat die Welt der Kindheit, für andere eine
Zukunft. Der Terminus Heimat sei sehr
wohl in andere Sprachen übersetzbar, so der Referent - Herkunft als Standort
und Sinnsuche. Die Aktualität dieser Funktion zeigt sich auch in seinen
Asyldebatten, worin er historische Fakten in Bezug zu heutigen Verpflichtungen
der Kommunen, beispielsweise der Aufnahme- und Betreuungspflicht von
Asylsuchenden, setzt.
In der
anschließenden lebhaften Diskussionsrunde berichtete das Publikum von
persönlichen Geschichten. Ein Gast präsentierte sogar seinen 1946 ausgestellten
„Umsiedlerpass".
Wir danken
dem Publikum für die sehr rege Diskussion und dem Referenten Dr. Justus H.
Ulbricht für seinen äußerst gelungenen und informativen Vortrag.
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